Jena - Erfurt
29.10.2005 - Regionalliga Nord
Endlich wieder richtiges Derby und endlich einmal nicht in diesem unsäglichem Pokal zu unmöglichen Zeiten an unmöglichen Orten. Dementsprechend groß war die Vorfreude auf dieses Spiel im gesamten Erfurter Umfeld. Die vorgesehenen 3000 Gästeblock Karten waren binnen weniger Tage restlos vergriffen und auch einige hundert Karten aus anderen Blöcken fanden den Weg in die Blumenstadt. Somit also beste Voraussetzungen für eine ordentliche Party im Dorf unterhalb der Kernberge. Bereits einige Wochen vor dem Spiel ging man davon aus keine größere Choreo genehmigt
zu bekommen, also legte man sich von vornherein ausschließlich auf Spruchbänder bzw. etwas Pyro fest. Die Quellen in Heinzhausen, die eine größere Aktion vorhersagten, scheinen allerdings auch nicht gerade zuverlässig zu sein. Vielleicht sollte man nicht immer jedem Unsinn, der durchs www geistert, Glauben schenken. Wie dem auch sei, die zuständigen Einsatzleiter und Verantwortlichen auf Seiten der Polizei schoben schon wieder enorme Panik vor dem Spiel und erließen überzogene und geradezu sinnlose Anordnungen. So sollte dem Erfurter Zugmob nur ein Entlastungszug für 900 Personen zur Verfügung gestellt werden, während alle andere Züge tabu sein sollten und die Trachtengruppe dies rigoros überprüfen werde. Dazu sollte auch wieder ein Heli den Zug begleiten und jede Menge Grünzeug mit an Bord sein. Der Marsch vom Bahnhof zum Stadion und wieder zurück sollte dann natürlich in der obligatorischen behelmten Kette erfolgen. Nein danke, darauf hatte man nun wirklich gar keine Lust. Also kasperte man sich eine etwas andere Route aus, bei der man unterwegs auch auf die Hallenser und Leipziger Freunde stieß. So sammelte sich am frühen Samstagmorgen ein 60 Mann starker, dunkel bekleideter Pöbel, um unbemerkt den Alternativzug zu besteigen. Und wären 2 verfressene BGS’ler nicht gerade vom Mampfen gekommen, so hätte wohl auch niemand von der Sache Wind bekommen. Aber auch so kamen die Bockwürste zu spät zum Gleis und völlig unbehelligt konnte man die Reise antreten. Unterwegs sammelte man an vereinbarten Treffpunkten noch weitere 20 Erfurter auf und vereinigte sich schließlich mit weiteren 40 Hallensern und 20 Lokis.
Mit diesen nun knapp 150 Mann erreichte man auch ziemlich ungestört Jena Paradies, wo nun erstmals eine größere Förstermeute wartete. Aber auch hier konnte man ziemlich unbehelligt seinen Weg gehen und ließ sich etwas Zeit auf dem kurzen Weg zum Stadion. Und wie es der Zufall so wollte, kam in dem Moment auch die Meute des Entlastungszuges vom Westbahnhof. Nun schlängelte sich alles entlang zum Gästeeingang vorbei hinter der Heimtribüne - Gepöbel, obszöne Gesten, Zaun wackeln sonst nichts.
Der Einlass dann eine einzige Katastrophe: 2 Minitore mit einem Ordner zum kontrollieren. Einigen Leuten dauerte das Ganze zu lange und sie drückten sich ihren Weg nach innen frei.. Die „neuen“ Sicherheitssysteme in Jena funktionieren... Drinnen dann bereits proppevolle Blöcke und noch jede Menge nachströmende Erfurter. Nur zu logisch, dass dann wenigstens einer der unsinnigen Pufferblöcke geentert wurde. Grün-Weiß hatte dafür scheinbar auch Verständnis und machte keinerlei Anstalten dies zu unterbinden. Die angekündigten Wasserwerfer standen dann auch entgegen aller zipfelscher Verlautbarungen nicht dezent im Hintergrund, sondern von Beginn an provokant vor den Gästeblöcken. Die Stimmung auf Erfurter Seite vor dem Spiel bzw. die erste Viertelstunde richtig gut, nach dem ersten Gegentor und vor allem in der zweiten Halbzeit allerdings Derby unwürdig. Da gibt es keine Diskussion. Ausreden wie festgeschriebener Capo-Platz und Zersplitterung der Gruppe (die einen blieben im Mittelblock die anderen gingen in den belagerten Pufferblock) dürfen hier auch nicht gelten. Auf Jenaer Seite wusste die Tribüne von der Lautstärke her durchaus zu überzeugen. Auf der Gegengerade war nur Armeinsatz zu beobachten – Akustik null!
Zu Beginn präsentierten die Jenaer auf der Tribüne blau-gelb-weisse Zettel mit dem zugehörigen Spruchband: „Die Farbenpracht der Fussballmacht “ Auf der Gegengerade prangerte das Spruchband: „Wir waren schon Herrscher in diesem Lande – als euch noch keiner kannte“. Garniert wurde das ganze mit Doppelhaltern die zusammen das Örtchen des ansässigen dreifarbigen Vereins ergaben. Nun ja, gab insgesamt ein geschlossenes Bild ab, aber für die übersteigerten Ansprüche der HA nichts wirklich dolles. Bei uns gab es über das Spiel verteilt immer mal wieder das eine oder andere Spruchband. Gleich zu Beginn: „In ganz Thüringen ist bekannt, eure Südkurve ist in unserer Hand“. Thematik dürfte klar sein – das Geheule aus Jena diesbezüglich ist ja kaum zu überhören. Das zweite Spruchband: „Lieber ein Schwein sein, als einmal für Zeiss schreien“ wurde in der sicheren Annahme des ständig wiederkehrenden Kernberger Lieblingsliedes „Schweine RWE“ vorbereitet und als Reaktion darauf gezeigt.
Das dritte Spruchband war eine persönliche Hommage an die Horda Antifazurro: („Fussball ist uns Scheißegal, HAuptsache wir sind Antifa “ klein dahinter: „RWE Fans gegen linke Gewalt“). Aber wer das Steine werfen auf irgendwelche NPD-Spacken derart Thematisiert und dafür sogar Spiele seines Vereins sausen lässt...
Und zu guter letzt gab’s dann noch ein „Der Mob hat Bock“. Zeitgleich dazu wurden einige Bengalen und etwas Rauch gezündet.
Nach dem Spiel stürzten sofort einige Jenaer hinter den Gästeblock und wollten hinter dem sicheren Zaun etwas Pöbeln. Ratz Fatz wurden 2 Teilstücke des Zaun demontiert und die ersten Erfurter strömten durch. Die Heinze nun laut fuchtelnd nach Verstärkung schreiend, lockten sie die ganzen Bullen an, die erst die Jenaer und dann die Erfurter zurückdrängten und dabei ordentlich Pfeffer aus den neuen 5 Liter Flaschen einsetzten. Nur wenig später wurde an anderer Stelle ein Tor aufgetreten, aber beide Seiten nun zu unentschlossen- ausreichend Potential war auf beiden Seiten vorhanden.
Von nun an ging’s gemächlich nach draußen. Und während sich die meisten nun zum Bahnhof Jena West machten, begleiteten noch etwa 60 Erfurter die Hallenser und Lokis zum Paradies. Unterwegs erblickte man doch tatsächlich auf dem anderen Saale Ufer einen etwa 120 Mann starken Jena-Mob. Sah von weitem nicht schlecht aus, aber von beiden Seiten kein ran kommen. Danach noch etwas Fasching um den Bahnhof herum. Aber erneut zu halbherzig. Nach Abfahrt der Hallenser/Lokis, danke noch mal an dieser Stelle, machte sich der restliche Haufen Erfurter nun auf nach Jena West, die Grünen immer noch im Schlepptau. Am Stadion erblickte man von weitem noch einige Müll entsorgende Horda Jüngelchen, die dämlich glotzten. Ansonsten passierte nichts mehr.
Fazit: Ein fast zu erwartendes ruhiges Derby und von unserer Seite supporttechnisch auch absolut blamabe.
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